Dienstag, 27. Februar 2007

Gewaschen wird auch in Krisenzeiten...

Geradezu brilliant analysierte heute Mittag der Wirtschaftsredakteur des Deutschlandfunk, bezogen auf den Branchenriesen "Henkel", dass auch in Krisenzeiten gewaschen würde und der mit Hauptsitz in Düsseldorf residierende Konzern nun hoffe, trotz des plötzlichen Einbruches der chinesischen Börse und der sich daraus resultierenden Temporärkrise in Frankfurt und New York trotzdem am Markt behaupten könne, da die Waschartikelsparte, mit deren Marke "Persil" seine Marktposition behaupten zu können.

Der Deutschlandfunk ist, vielleicht mit den Informationsblättern "Zeit", "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und "Süddeutsche Zeitung" die letzte Bastion deutschen Journalismus. Während der "Spiegel" zunehmend plakativer wird und anscheinend dem "Stern" in die falsche Richtung zu verfolgen droht, frage ich mich, was es mit solchen Allgemeinplätzen auf sich hat. "Gewaschen wird auch in Krisenzeiten" - eine Aussage, die wenige Minuten nach der Berichterstattung über die Entscheidung des Internationalen Strafgerichtshofes, wonach das Massaker von Srebrenica als Völkermord eingestuft wurde, geradezu zynisch wirkt.

Macht sich in einer wirklichen Krise ernsthaft jemand Gedanken darüber, ob seine Hose fleckenfrei ist, oder nicht? Oder wird sich jemand, der wenn auch nur in einer ökonomischen Krise steckend, sein karges Hartz IV Budget ernsthaft für ein Markenwaschmittel ausgeben wollen? Die Antwort wird "Nein" lauten.

Was ist also der Sinn solcher Aussagen? Möchte man den Zuhörer, den ich beim Deutschlandfunk tendenziell eher im bildungsbürgerlich-akademischen Milieu vermute, überprüfen? Hört er wirklich zu? Will man ihn ärgern?

Vielleicht tue ich dem Sender mit dem letzten Vorwurf Unrecht. Nicht immer steckt Boshaftigkeit hinter dem, was gesagt oder getan wird. Dem Redakteur dies zu unterstellen wäre vielleicht sogar meinerseits boshaft. Zumindest aber unüberlegt. Aber als unmittelbare Reaktion, zumal wenn man die Meldung mit leicht angespannter Stimmung (die Grippe hat mich erfasst! Die Grippe! Ich könnte durchdrehen!) hört, ist es vielleicht sogar nachvollziehbar. Tun wir einfach so, als hätte ich mich nicht beschwert.

Aber ich schweife ab. "Why do we feel it's necessary to yak about bullshit in order to be comfortable?" fragt Mia Wallace, gespielt von Uma Thurman treffend in "Pulp Fiction". Und sie gibt die Antwort gleich selbst: Wenn wir jemanden gefunden haben, der uns wirklich wichtig ist, können wir auch einfach schweigen. Vielleicht sollte der gemeine Redakteur seinen Zuhörer und Leser auch zwischendurch als Freund betrachten und nicht mit Überflüssigem überhäufen. Das würde auch gut zur Firmenphilosophie von Henkel passen: "A brand to be a friend". Womit wir dann wieder bei den Plattitüden wären.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

genial u goil geschrieben:) sooo doppeldeutig:)

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